Sonja's Dublin

Wednesday, January 11, 2006

Leid

Leid ist doch wirklich relativ. Eben rief mich die Sekretärin der Musikschule an, um mir zu sagen, dass morgen die Stunden für Cillian und Tess ausfallen. Sie hatte mir schon zuvor eine Nachricht auf dem Handy hinterlassen, dass es einen Todesfall in der Familie der Vertretungslehrerin für Denise gegeben habe. Nun erzählte mir die Sekretärin, dass Denise am Wochenende ihr Baby bekommen habe. Ich setzte schon zum großen Jubel an, da sagte sie mir, selber um Fassung kämpfend, das Baby habe leider nicht überlebt. --Oh Mann, was soll man dazu noch schreiben? Ich war wie vor den Kopf geschlagen und konnte gar nichts erwidern, außer dass das ja unglaublich, unvorstellbar, einfach nur furchtbar sei. Mein Gott, beim ersten Kind so ein Erlebnis, wie schrecklich. Wie kann man sich davon jemals erholen? Mir tut das so leid, denn Denise ist so eine liebe, freundliche Person und so eine liebevolle Lehrerin. Verdient hat so etwas ja niemand, aber am wenigsten jemand wie sie. Man kann nur hoffen, dass sie sich davon seelisch erholen kann.Aber diese Geschichte zeigt mir wieder einmal, dass Leid eben relativ ist. Wenn ich das vergleiche mit meinen beiden Fehlgeburten letztes Jahr - sicher, die sind auch nicht leicht zu verkraften, dort ging es auch um Zukunftsvisionen, um neues Leben. Aber dieses neue Leben war eben noch nicht greifbar geworden, daher fiel es mir auch leichter, diesen Verlust zu akzeptieren und wegzustecken. Aber wenn man sein Kind erst auf die Welt gebracht hat, es vielleicht schon sah und gehalten hat - und dann stirbt es? Unvorstellbar, welche Schmerzen so etwas bereiten muss. Da muss man sich dann doch wieder klarmachen, wie gut man es selber hat...

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