Sonja's Dublin

Tuesday, December 27, 2005

Frohe Weihnachten...


Wir saßen nachmittags im Wohnzimmer und hatten gemütlich Kerzen an - auf dem Adventskranz, dem Schwibbogen und auch Teelichte in Gläsern. Als es dann Abendbrot gab, sind wir in die Küche gegangen. Mama hat die Kerzen gelöscht. Nach ein paar Minuten denke ich so bei mir "Hm, das riecht irgendwie so ein kleines bisschen kokelig - komisch." Ich bin ins Wohnzimmer gegangen, um nach dem Rechten zu sehen. Aber ich sah auf einen Blick, das keine Kerzen mehr brannten. Im Hinausgehen sah ich dann aus den Augenwinkeln auf dem Fernseher so einen komischen schwarzen Kranz liegen. Und ich denke so bei mir "Was ist das denn für ein Kranz, da stand doch immer das Teelicht in der roten Papierlaterne??" Ich geh näher ran und erkenne: Die Laterne war in Flammen aufgegangen! Der schwarze Kranz war die Asche, die sich wie ein Kranz um das Glas mit dem Teelicht gelegt hatte. Der ganze Spaß kann nicht lange gebrannt haben, aber es muss superheiß geworden sein, denn das Glas war einen Zentimeter tief in den Fernseher reingebrannt!!! Daher wohl dann auch der seltsame Geruch, der mich misstrauisch gemacht hatte...
Mannomann, und einen Meter daneben stand der Tannenbaum! Was da alles hätte passieren können... Nee, das ist mir sowas von eine Lehre! Ich dachte immer, dass Teelichte - in diesem Fall ja auch noch in einem Glas stehend und nicht einfach offen in der Papierlaterne - sicher sind. Aber scheinbar können die auch einfach mal so verpuffen und somit Sachen in der Nähe anstecken...Und gerade bei uns in dem alten Haus in Dublin wäre so etwas fatal - besteht ja alles aus Holz da: die Dielen, die Möbel, z.T. auch die Wände (verputztes Weidengeflecht!). Das flammt auf wie ein Streichholz. Horror!!!!!!!!

Wednesday, December 21, 2005

Ein guter Tag


Hatte den ganzen Tag frei genommen unter dem Vorwand Weihnachtsshopping, weil ich nicht unbedingt in der Firma an die große Glocke hängen wollte, dass ich in einem Disput mit meinem ehemaligen Arbeitgeber stehe - zudem amerikanische Firmen ja bekanntermaßen nicht soooo gewerkschaftsfreundlich sind... Die Verhandlung vor dem Schiedsgericht verlief ganz gut und schnell. Es geht bei der Sache um "constructive dismissal", was man auf Deutsch umständlich mit "durch unzumutbares Verhalten des Arbeitgebers ausgelöste Kündigung eines Arbeitnehmers" übersetzt. (Im Klartext - ich musste den Job kündigen, weil mein Arbeitgeber in der Mobbing-Geschichte nicht recht gehandelt hat.)
Zunächst las meine Gewerkschaftsvertreterin unsere Version der Geschichte vor, dann die Gegenseite. Der Schiedsrichter hörte sich alles an, stellte Fragen und machte ein paar Notizen. Dann fragte er, ob die Parteien bereit seien, sich hier und heute über eine Entschädigung zu verständigen. Wir waren dazu bereit, aber die Gegenseite nicht. Deshalb müssen wir nun warten, welche Empfehlung der Schiedsrichter ausspricht. Aber selbst die Empfehlung müssen die beiden Parteien nicht annehmen...
Ich bin froh, dass das erstmal vorbei ist, denn schön war es nicht, meinen ehemaligen Bossen (jawoll, sie waren zu zweit!!!!!!!!!!!!! gekommen, zusammen mit zwei!!!!!!!!!!! Anwältinnen ) da gegenüber zu sitzen. Und ich empfand es als ausgesprochen unangenehm, hinterher da auch noch Freundlichkeit zu heucheln, denen die Hand zu schütteln und Merry Christmas zu sagen. Boh, nee, Anwältin könnte ich nicht sein. ich würde jeden gegnerischen Anwalt auf immer und ewig hassen. Nun muss ich also auf den Bescheid 4-6 Wochen warten.
Der Klempner war heute da und hat unseren Herd, die Spülmaschine und den Wasserhahn angeschlossen. Als ich um halb 6 von meiner Enkaufsorgie zurückkam, war alles soweit angeschlossen. Dann fing das Umräumen an. Ich kann nicht sagen, wie oft ich gestern die Treppen hoch und runter gelatscht bin... Nun bin ich so was von gerädert - aber Vasco wollte dann unbedingt noch die Anrichte runterbringen. Einige Sachen haben wir noch gar nicht endgültig wieder eingeräumt, sondern nur in den Schrank reingeknallt, um die unten und aus dem Weg zu haben. Ich habe mit großer Begeisterung Herrn Bosch eingestellt und mit noch größerer Begeisterung die noch heißen, aber sauberen Teller in meine neue Küche eingeräumt. Juhu, das 21. Jahrhundert jetzt auch bei Sonja... Meine Hausfrauenträume wurden wahr.

Tuesday, December 13, 2005

Sophie Scholl - der Film

In D'land lief der Film schon im Frühjahr/Sommer. Nun kam eranlässlich des deutschen Filmfests auch hier in das Programm-Kino.Die Hauptdarstellerin Julia Jentsch hatte für ihre Darstellung derSophie Scholl den Silbernen Bären gewonnen; insgesamt kam der Filmsehr gut weg (Berlinale: Silberner Bär für die Beste Regie. Preisder Ökumenischen Jury; Deutscher Filmpreis etc.). Und das auchwirklich zu Recht. Sehr, sehr eindringlich, das alles. Im Film gehtes um die 4 letzten Tage Sophie Scholls kurzen Lebens. Es beginnteigentlich mit ihrer Verhaftung in der Münchner Uni, geht dann überdie Verhöre und den Schauprozess bis zum Schafott. Ich habe den Filmvon vorn bis hinten nur durchgeflennt - man weiß ja schon von Anfangan, wo das alles enden wird. Grausam! Aber beeindruckend, wenn mansich dann eben wieder vor Augen führt, welche Vision und welchenWeitblick die Weiße Rose hatte: Schon 1942 sagten die voraus, dassDeutschland den Krieg nur mehr verlieren könne und die Deutschen aufJahrzehnte hinaus in Schmach und Schande leben würden. Allesrichtig! Wie kommt es, dass diese jugendlichen Idealisten daserkannten, aber die Masse der bescheuklappten Deutschen nichtsmerkten???Und dann diese beeindruckende Prinzipienfestigkeit! Das Risiko desWiderstands einzugehen, kann man ja (auch) noch mit jugendlichemLeichtsinn oder jugendlichem Mut erklären. Im Verhör dann aber sofest zu bleiben, nicht einzuknicken, um den eigenen Kopf zu retten,das verursacht mir auch jetzt wieder Gänsehaut... Ob mir -bekennender linken Socke - das wohl gelingen würde??? Für seineSache zu sterben - in krasser Minderheit zu einer jubelnden Masse???Ich traf im Kino noch zwei (Ex-)Kolleginnen von mit, beide nichtDeutsche. Es war interessant, dass sie nachfragten, ob dieGeschichte wirklich so gewesen sei oder ob das fiktionalisiertworden sei. Und ob man in Deutschland darüber eigentlich weiß...Auch irischen Bekannten von mir sagte der Name Sophie Scholl nichts.(Nun ja, Deutschen wird natürlich der Name Daniel O'Connell auchnicht geläufig sein...) Schade, denn das ist mal eine Person derGeschichte, auf die man sich als Deutsche durchaus berufen mag...